Es gibt Bandwürmer, Fadenwürmer, Saugwürmer und Regenwürmer, aber auch Ohrwürmer.
Ohrwurm ist die volkstümliche Bezeichnung für ein Musikstück oder einen Teil eines Musikstückes, das so eingängig ist, dass man es im Hören unwillkürlich mitsummt, oder das einem über einen längeren Zeitraum nicht aus dem Sinn geht. Der Begriff soll bildlich ausdrücken, dass die Musik wie ein Wurm in den Gehörgang hineinkriecht und dort bleibt. Dieser Begriff wurde als Lehnwort earworm ins Englische übernommen.
Ich will dem Ohrwurm nicht auf die Schliche kommen, sondern nur von einem berichten.
Seit ein paar Wochen hörte ich im Autoradio immer wieder diesen song. Er klang wie von die Rolling Stones, waren sie aber nicht. Die Melodie und das eingängige Streichmotiv gingen mir nicht mehr aus dem Sinn. Letzlich entschloss ich mich mal in einer Playlist kundig zu machen. Der Song, von dem ich spreche heißt "Bitter Sweet Symphony" von der Gruppe 'The Verve'. Das Lied erschien auch auf dem 1997er Album "Urban Hymns" der Band und war in England der Sommerhit des Jahres 1997. Ferner erlangte der Titel Bekanntheit durch die Verwendung im Soundtrack des erfolgreichen Hollywood-Films "Eiskalte Engel".
Nun frag ich mich: Was habe ich im Sommer 1997 gemacht, dass ich diesen Song einfach nicht mitbekommen habe?;-) und warum wird er gerade jetzt wieder außergewöhnlich oft gespielt, so dass er zu einem richtigen Ohrwurm geworden ist?
"Bitter Sweet Symphony", so liest man bei wikipedia, zeichnet sich durch einen dumpfen, gleichförmigen Marschrhythmus aus. Hinzu kommt der monotone, aber warm depressive Gesang von Richard Ashcroft. Ein fröhliches, in diesem Kontext zynisch wirkendes Streicherorchester hellt die Grundstimmung des Songes jedoch auf.
Im Liedtext (lyrics)Â geht es um die Gleichförmigkeit des Lebens, die Gleichgültigkeit in der Welt und die vorgezeichneten Wege, denen man als einzelner Mensch nicht entfliehen kann. Jeder könnte etwas ändern, aber eigentlich ist jeder in seinem Trott gefangen und am Ende wartet auf alle der gleiche Tod.
Das dazugehörige Musikvideo unterstützt die Textaussage. Walter Stern, der Regie führte, ließ darin Richard Ashcroft schnurgerade durch die Hoxton Street im Londoner Boheme-Viertel Shoreditch laufen (vgl. Screenshot) und alle ihm entgegenkommenden Hindernisse (Menschen, Autos) scheinbar gleichgültig umrennen oder überspringen.
Ãœbrigens die ganze CD Urban Hymns ist aus meiner Sicht empfehlenswert. Sehr schöne Titel sind auch 'The Drugs Don't Work' oder 'Sonnet'.
Ja, vielleicht ist es die Intromelodie, die das Stück so einprägsam und unvergesslich macht. Als Werbejingle wird es augenblicklich auch für einen Werbespot des Pharmaprodukts "Centrum" benutzt. ...und dass ich mit den Stones gar nicht so falsch lag, belegt die Tatsache, dass es zwischen beiden Bands einen Rechtsstreit über die Urheberrechte gab. Das Streichersample wurde von den Stones, wenn auch in veränderter Form, offensichtlich abgekupfert. Das ist zwar für die Einnahmen der Gruppe "The Verve" schlecht, tut dem Song an sich aber keinen Abbruch.
Kommt gut in den Sonntag! Vielleicht habt Ihr ja auch einen "Ohrwurm"?
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Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Kurt Tucholsky, deutscher Schriftsteller
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